Kant's Antwort lautete: Der Wissenschaft entspricht eine phaenomenale Ebene der Wirklichkeit, der Ethik eine andere,die noumenale Ebene. Die phaenomenale Ordnung wird vom Menschen geschaffen, die noumenale ist vom Menschen unabhaengig; sie entspricht einer geistigen Wirklichkeit, die seine Ethik, sein religioeses und moralisches Leben umfasst und naehrt. (S.93)
Die Tranzzendentalphilosophie ratifizierte also die Behauptung der Physiker, sie haetten die definitive Form jeglicher positiven Erkenntnis gefunden. Zugleich sicherte sie sich jedoch eine ueberlegene Erkenntnis gegenueber der Wissenschaft. Sie brauchte nicht mehr nach der Philosophischen Bedeutung der Resultate wissenschaftlicher Taetigkeit zu suchen. Vom transzendentalen Standpunkt aus koennen diese Resultate naemlich nichts Neues bringen. Reflexionsgegenstand der Philosophie ist die Wissenschaft, nicht deren Resultate.... (S.94)
Kant's kritische Philosophie ratifiziert zwar saemtliche Ansprueche der Wissenschaft, doch verweist sie die wissenschaftliche Taetigkeit in den Bereich jener Probleme, die man als einfach und unbedeutend bezeichnen kann. Sie verdammt die Wissenschaft zu der endlosen Muehe, die monotone Sprache der Phaenomene zu entsiffern, und behaelt sich selbst den Bereich jener Fragen vor, bei denen es um die "Bestaetigung des Menschen geht: Was kann der Mensch wissen, was soll er tun, was darf er hoffen?" (S. 95)